17.02.2010

Faire Arbeitsbedingungen für Männer und Frauen

Mehr als 1.000 dbb Mitglieder demonstrierten am 09. Februar 2010 in Berlin: Astrid Hollmann und Kirsten Lühmann pfiffen für die Frauen im öffentlichen Dienst.
Mehr als 1.000 dbb Mitglieder demonstrierten am 09. Februar 2010 in Berlin: Astrid Hollmann und Kirsten Lühmann pfiffen für die Frauen im öffentlichen Dienst.

frauen im dbb Nr. 01/02 2010 erschienen

Die zentrale Forderung bei den am 13. Januar aufgenommenen Tarifverhandlungen für die Beschäftigten bei Bund und Kommunen werden überschattet von der noch immer anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise. In der Debatte um das Für und Wider von Lohnerhöhungen wird auch die Frage nach dem Erhalt von Arbeitsplätzen aufgeworfen. Die dbb bundesfrauenvertretung setzt sich deshalb dafür ein, neben den linearen Forderungen vor allem auf faire Arbeitsbedingungen für Frauen und Männer gleichermaßen zu achten und im Tarifsystem dringend notwendige Korrekturen vorzunehmen.

„Gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit ist es ein wichtiges Signal, den Arbeitnehmerinnen und -nehmern im öffentlichen Dienst zu zeigen, dass ihre Arbeitskraft wertvoll ist. Neben linearen Lohnerhöhungen gehört es darum zu den Pflichten auch der öffentlichen Arbeitgeber, für stabile und gerechte Arbeitsverhältnisse zu sorgen", machte Helene Wildfeuer, die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung deutlich. „Der öffentliche Dienst beschäftigt zunehmend Frauen. Bereits jetzt stellen sie 53 Prozent der Beschäftigten. Deshalb rufe ich die Tarifpartner auf, endlich die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, um noch immer bestehende Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern auszugleichen."

Auch langfristige Entwicklungen und allgemeine Missstände müssen nach Auffassung der dbb bundesfrauenvertretung bereits bei den Tarifverhandlungen beachtet werden. Dazu gehört etwa die zunehmende Rentenarmut, die aufgrund der unregelmäßigen Erwerbsbiografien und Einkommenslücken Frauen stärker als Männer betrifft. Erziehungszeiten müssen in den Alterssicherungssystemen, das heißt im Renten-, Versorgungs- und Zusatzversorgungsrecht stärker berücksichtigt werden, denn Kindererziehung und ihre Anerkennung liegen im gesamtgesellschaftlichen Interesse. Der öffentliche Dienst sollte dabei in vorbildlicher Weise vorangehen und das Zusatzversorgungssystem gendergerecht fortentwickeln, so Wildfeuer. Ein Punkt in der Tarifrunde ist die Forderung nach Verlängerung der Altersteilzeitregelung. Derzeit wird Altersteilzeit in erster Linie von Beschäftigten in den mittleren und hohen Einkommensgruppen wahrgenommen, da sie sich für Beschäftigte in niedrigen Lohngruppen finanziell nicht rechnet. Auffällig ist, dass Altersteilzeit überwiegend von Männern in Anspruch genommen wird. Ein Grund dafür ist die schlechtere Eingruppierung von typischen Frauenberufen wie etwa im Sozial - und Erziehungsdienst. Aus Sicht der dbb bundesfrauenver-tretung kann sich Altersteilzeit jedoch für Beschäftigte aller Bereiche lohnen, wenn das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern sinkt.

Erziehungszeiten stärker berücksichtigen

„Angesichts der demographischen Gesellschaftsentwicklung kann es sich auch der öffentliche Dienst nicht leisten, auf die Arbeitskraft von Frauen und vor allem von Müttern zu verzichten. Der öffentliche Dienst muss für Frauen attraktiver gemacht werden. Dazu gehört auch eine größere Familienfreundlichkeit", sagte Wildfeuer. Sie forderte die Tarifpartner auf, neben einem diskriminierungsfreien Eingruppie-rungsrecht, das typische Frauenberufe wie etwa Lehrberufe und Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst aufwertet, vor allem familien-freundliche Arbeitszeiten und Betreuungsangebote für Kinder aller Altersklassen zur Verfügung zu stellen. Das Angebot an Kinderkrippen würde zwar massiv ausgebaut, sei aber bei weitem noch nicht ausreichend, erklärte Wildfeuer. Im November 2008 waren im Westen knapp 15 und im Osten rund 46 Prozent des Krippenbedarfs für unter Dreijährige gedeckt, im Bundesdurchschnitt lag die Betreuungsquote bei 20 Prozent.

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