20.09.2010

Frauen und Technik

Es ist erstaunlich: Nur jeder fünfte Studienabsolvent in den Ingenieurwissenschaften ist weiblich. Die Chancen, weibliche Ingenieurinnen auf dem Arbeitsmarkt zu finden, sind sogar noch geringer: Nur jeder zehnte sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieur ist eine Frau. Im Gegenzug ist das Risiko einer Ingenieurin, arbeitslos zu sein, mehr als doppelt so hoch wie das ihrer männlichen Berufskollegen. In den Führungsetagen, im gehobenen Dienst und auf Professuren an deutschen Hochschulen findet man mittlerweile viele Ingenieure, darunter aber immer noch sehr wenige Frauen.
Dabei kann man gerade Frauen, die sich für eine Ingenieurslaufbahn entschieden haben, kaum ein Desinteresse an Technik unterstellen. Denn Studien zeigen auch, dass sich Frauen, die Ingenieurwissenschaften studieren, weniger aus einer Karrierehaltung heraus sondern vielmehr aus echtem Fachinteresse für ein solches Studium entschlossen haben.

Eindeutig sind die Hinweise der Sozialforscher, die immer wieder auf die mangelnde technische Sozialisation von Mädchen hinweisen. Die Reaktionen auf die Warnhinweise sind enorm. Initiativen, die junge Frauen der technischen Berufsmaterie näher bringen sollen, nehmen stetig zu. Programme wie der Girls Day oder der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen sind vielversprechende Ansätze. Doch alleine das Interesse für technische Berufe zu fördern, hilft Frauen nicht, sich später auch auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren.

Selbst das beste Mentoring-Programm nützt nichts, wenn die technische Arbeitswelt weiterhin mit Frauen auf dem Kriegsfuß steht. Erst wenn Frauen auf dem Arbeitsmarkt die gleichen Entwicklungschancen haben, werden auch die Maßnahmen an Glaubwürdigkeit gewinnen, die Mädchen und junge Frauen für eine Karriere in einem technischen Beruf begeistern wollen. Überdies müssen vor allem die Rahmenbedingungen verbessert werden. Dazu gehört es, die Verfahren bei der Einstellung und Beförderung so zu verändern, dass Frauen nicht länger durchs Karriereraster fallen. Gleichzeitig müssen die Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den Ingenieurberufen verbessert werden. Teilzeitregelungen oder gar Aufstiegspositionen in Teilzeit sind in diesem Berufsfeld noch immer verpönt. Aber um einmal aus Männersicht zu argumentieren: Davon würden auch an einem Familienleben interessierte Techniker und Ingenieure profitieren.

Weitere aktuelle Informationen zur gewerkschaftspolitischen Frauenarbeit finden Sie hier.

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