18.05.2011

Hartnäckigkeit ist gefragt

Die Gleichstellungspolitik eignet sich anscheinend hervorragend als Zankapfel aktueller Bundestagsdebatten. Nach der Quote landete nun das Thema Entgeltgleichheit auf dem politischen Seziertisch.

SPD und Grüne versuchten mit gleich zwei Gesetzesentwürfen rechtlich verbindliche Regelungen für Arbeitgeber zu schaffen, um eine gerechtere Bezahlung von Männern und Frauen voranzubringen. Der Forderungskatalog reicht von einem flächendeckenden Mindestlohn über die 40-Prozent-Quote für Aufsichtsräte bis hin zu einer Transparenz-Klausel, welche Arbeitgeber dazu verpflichten soll, anonymisierte, geschlechtsspezifisch aufgeschlüsselte Entgeltdaten vorzulegen, die Rückschlüsse auf Ungleichbehandlung zulassen.

Doch die Regierungsfraktionen wischten das Thema vom Tisch. Man setze auf den guten Menschenverstand der Unternehmer und die Selbstregulierungskräfte der Märkte. Und damit auf ein Modell, das seit über 15 Jahren zu keinerlei nennenswerten Fortschritten geführt hat. Zwar haben wir mittlerweile eine Vielzahl aufschlussreicher und unabhängiger Studien vorliegen, die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen in den einzelnen Branchen und Berufsfeldern, in der freien Wirtschaft aber auch im öffentlichen Dienst gut dokumentieren. Effektive Maßnahmen, die die Einkommenslücke schließen könnten, unterbleiben jedoch weitgehend. Es scheint geradezu, als gäbe man sich mit einer guten wissenschaftlichen Analyse bereits zufrieden. Frei nach dem Motto: Problem erkannt und ab damit zu den Akten!

Entgeltgleichheit – Warum ist das so schwer? Diese Frage haben wir Andrea Jochmann-Döll gestellt. Die Mitbegründerin des Forschungs- und Beratungsnetzwerks GEFA (Gender, Entgelt, Führung, Arbeit) ist der Meinung, dass wir in Deutschland noch immer zu sehr an die Diskriminierungsfreiheit der tariflichen und betrieblichen Entgeltsysteme glauben – und das, obwohl die Verdienststatistiken eindeutig dagegen sprechen. Denn selbst im öffentlichen Dienst, dessen Bezahlungssysteme ja gemeinhin als diskriminierungsfrei gelten, lauert die Gefahr geschlechterbedingter Diskriminierung im Verborgenen. Und auch hier zieht die Erkenntnis, dass die Erwerbseinkünfte zwischen Männern und Frauen bis zu 15 Prozent – wie etwa bei den Lehrern – auseinanderklaffen, keine wirkungsvollen Schritte nach sich.

Immerhin, die Türe ist aufgestoßen: Die Tatsachen liegen offen auf dem Tisch und die politische Debatte gewinnt an Lautstärke. Auch die dbb bundesfrauenvertretung führt regelmäßig intensive Gespräche mit Vertretern der zuständigen Ministerien. Jetzt heißt es hartnäckig bleiben, damit es nicht bei reiner Wortklauberei bleibt.

Weitere Informationen zur aktuellen Frauenpolitik finden Sie hier.

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