26.05.2014 / komba gewerkschaft

Jobcenter-Info 2/2014

Jobcenter-Info 2/2014 (Bild: © Dr. Klaus.Uwe Gerhardt / pixelio.de)
Bild: © Dr. Klaus.Uwe Gerhardt / pixelio.de

komba fordert: Bessere Arbeitsbedingungen in den Jobcentern! Umfrage zeigt deutliche Defizite!

Die Studie der Werkstatt für Organisations- und Personalforschung e. V. zu den Arbeitsbedingungen in Jobcentern – Gemeinsame Einrichtungen – bringt es an den Tag:

Die spezifische Arbeitssituation in den Jobcentern ist durch starke psychische Belastung gekennzeichnet.

Per Onlinebefragung wurden Kolleginnen und Kollegen der Jobcenter zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. Ca. 4500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben freiwillig Auskunft zu ihren Arbeitsbedingungen gegeben. Die Studie ist im Netz unter bei der Werkstatt für Organisations- und Personalforschung e.V., Nr. 28 veröffentlicht.

Die Belastungen in den Jobcentern sind in den folgenden Bereichen als besonders kritisch anzusehen:

  • Die emotionale Arbeit mit den Kundinnen und Kunden einschließlich daraus resultierenden Konflikten
  • Arbeitsmenge und organisatorische Bedingungen
  • Einschränkung des Handlungsspielraums der Jobcenter und fehlende Identifikation der Kolleginnen und Kollegen mit ihrer Organisation „Jobcenter“ durch strikte Zielorientierung im Sinne des New Public Management.


Die derzeitigen Arbeitsbedingungen in den Jobcentern stellen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko für die Kolleginnen und Kollegen dar. Zudem sind diese Arbeitsbedingungen ein strategischer Nachteil bei der Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie beim Werben um den Verbleib von qualifizierten Bestandskolleginnen und -kollegen, die für eine qualitativ hochwertige Umsetzung des SGB II benötigt werden.

Die geschilderten Problematiken sind der politischen Entscheidungsebene bekannt. Es ist aber höchste Zeit, dass die vorhandenen Anforderungen an eine gesunde Arbeitswelt in den Jobcentern kurzfristig umgesetzt werden.

Geredet worden ist genug – es muss schnell gehandelt werden.

Wir fordern:

  • Die Kolleginnen und Kollegen sind für die emotionale Belastungsarbeit mit den Kundinnen und Kunden zu qualifizieren. Begleitungen der täglichen Arbeit durch Coaching, Supervision und Gesundheitsmanagement müssen in allen Jobcentern zur Selbstverständlichkeit werden.
  • Die Jobcenter sind personell so auszustatten, dass der gesetzliche Auftrag erfüllt werden kann.
  • Die Befristungen von Arbeitsverhältnissen sind aufzugeben, damit der „sichere Arbeitsplatz“ wieder ein Argument für die Gewinnung von qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird und qualifizierte Kolleginnen und Kollegen in den Jobcentern gehalten werden.
  • Die gesetzlichen Anforderungen an Arbeits- und Gesundheitsschutz, insbesondere an die Gewährleistung der Sicherheit der Kolleginnen und Kollegen, sind flächendeckend zu erfüllen.
  • Die Zielvereinbarungen sind dringend zu überarbeiten und realistisch zu gestalten. Ziele wie Kontaktdichte und Füllgrade haben kaum Relevanz für die Erreichung der übergeordneten strategischen Ziele. Die Frage des Vermittlungserfolgs in den Jobcentern hängt in erster Linie von den Bedingungen des Arbeitsmarktes und den Ressourcen der Kundinnen und Kunden und weniger von der Qualität und Intensität der Betreuung in den Jobcentern ab. Durch die Schaffung eines Zielsystems, das diese Grundbedingungen akzeptiert, kann die Identifikation der Kolleginnen und Kollegen mit den Jobcentern gestärkt werden.


Es muss eine ausreichende finanzielle und personelle Ausstattung der Jobcenter geben, um die genannten Forderungen zu erfüllen. Ansonsten droht den Jobcentern u. a. dauerhaft ein Fachkräftemangel, weil neues qualifiziertes Personal nicht gewonnen und qualifiziertes Personal nicht gehalten werden kann.

Nur mit qualifiziertem Personal kann in der Zukunft eine qualifizierte Betreuung und Vermittlung der Kundinnen und Kunden dauerhaft gewährleistet werden.

Köln, 26.05.2014
V.i.S.d.P.: komba gewerkschaft, Justiziar Eckhard Schwill, Norberstr. 3, 50670 Köln

Jobcenter-Info 2/2014 "komba fordert: Bessere Arbeitsbedingungen in den Jobcentern! Umfrage zeigt deutliche Defizite!" als pdf-Dokument zum Downloaden

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