28.05.2012

Potenziale des Alters nutzen:

Bestehende Altersgrenzen verhindern, dass sich ältere Menschen mit ihren Fähigkeiten in die Gesellschaft einbringen - diese Hürden gilt es, zu überprüfen.

Altersgrenzen aufheben, Altersdiskriminierung überwinden

Im Mai 2012 tagte die Fachkommission „Sozialpolitik“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) in Bonn. Klaus-Dieter Schulze, Bundesseniorenbeauftragter und Vorsitzender des AK 50plus der k0mba gewerkschaft nw, vertritt in dieser Kommission die Interessen.
Er stellt fest, dass viele ältere und alte Menschen umfassende Kenntnisse und Kompetenzen haben, die für unsere Gesellschaft unverzichtbar sind. Sie sind heute in der Regel gesünder, besser ausgebildet und vitaler als frühere Generationen.

Die in der BAGSO zusammengeschlossenen Seniorenorganisationen wenden sich daher ausdrücklich gegen die Vorstellung, man könne bestimmte Aufgaben nur bis zu einem gewissen Alter übernehmen.
Eine solche Annahme ist durch die Forschung seit langem widerlegt. In fast allen gesellschaftlichen Bereichen herrschen einseitig geprägte Bilder vom Alter und von der Rolle älterer Menschen vor, die der Bandbreite des Lebens und Wirkens älterer Menschen nicht gerecht werden.

Altersgrenzen aufheben
Wesentlich beeinflusst werden solche individuellen und kollektiven Altersbilder durch Altersgrenzen. Weiterhin bestehende Altersgrenzen verhindern, dass sich ältere Menschen mit ihren Fähigkeiten in die Gesellschaft einbringen. Nach Auffassung der Kommission stehen Gesetz- bzw. Satzungsgeber in Bund, Ländern und Kommunen, Gewerkschaften, Kirchen und Vereine in der Verantwortung, bestehende Altersgrenzen in ihren Bereichen konsequent zu überprüfen.

Gleiches gilt auch für Vergünstigungen, die an das Erreichen eines bestimmten Lebensalters geknüpft sind. Die Seniorenorganisationen halten daher eine Überprüfung solcher Vergünstigungen für sinnvoll. Sie weisen aber auch darauf hin, dass bestimmte Vergünstigungen etwa im öffentlichen Personenverkehr für Menschen vor und nach dem Berufsleben durchaus angemessen sind, um eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern. Darüber hinaus erkennt die BAGSO die Notwendigkeit eines für alle Versicherten einheitlichen Bezugspunktes für den Zugang zur Rente/Pension an. Auf dieser Grundlage spricht sie sich für eine Flexibilisierung von Lebensarbeitszeiten aus.

So müssen die bereits existierenden gesetzlichen Möglichkeiten, auch über die Altersgrenzen hinaus erwerbstätig zu sein, auf tarifvertraglicher und betrieblicher Ebene stärker als bisher genutzt werden. Umgekehrt muss - im Falle geminderter Erwerbsfähigkeit - ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben zu angemessenen Bedingungen möglich sein.


Altersmanagement einführen

Zudem fordert die BAGSO die Einführung eines Altersmanagements. Dazu gehören vor allen Dingen flexible Arbeitszeitmodelle, die sich an der persönlichen Lebenssituation orientieren, eine altersgerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen, die Bildung altersgemischter Teams, kontinuierliche Fortbildungsmaßnahmen und ein umfassendes Gesundheitsmanagement.
Alterszeitmodelle sind stärker darauf auszurichten, älteren Arbeitnehmerinnen und -nehmer länger im Beschäftigungssystem zu halten und den Übergang für die schrittweise und differenziert zu gestalten.

Die Teilnehmer des Bundesseminars haben ein Thesenpapier erarbeitet. Hierauf kann die komba gewerkschaft tätig werden. Auch die Fachkommission der BAGSO für den Bereich „Aktuelle Fragen der Seniorenpolitik“ wird ihre Beratungen über diese Problematik fortsetzen. Das Lebensalter ist als Abgrenzungskriterium grundsätzlich nicht geeignet.

Altersgrenzen stehen einer Nutzung der Potenziale des Alters entgegen. Dies kann nicht im Interesse einer älter werdenden Gesellschaft sein.

Text: Klaus-Dieter Schulze

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