11.04.2019 / dbb europathemen

Arbeitnehmerfreizügigkeit: komba-Chef Hemsing für mehr Flexibilität

© GDJ / pixabay.com
© GDJ / pixabay.com

Das Recht der EU-Bürger, überall in Europa leben und arbeiten zu können, ist eine europäische Grundfreiheit. In der Wirklichkeit stößt die Mobilität aber nach wie vor an Grenzen. Andreas Hemsing, Bundesvorsitzender der komba-Gewerkschaft und Mitglied des dbb Bundesvorstands, sieht Raum für Verbesserungen.

„Vor allem in den Pflegeberufen brauchen wir mehr Mobilität. Besonders in den Grenzregionen müssen wir Barrieren abbauen.“ Die komba sieht hier eine Chance um in Ländern die einen entsprechenden Fachkräftemangel aktuell haben, diesem zumindest teilweise entgegen zu wirken und damit die Arbeitsverdichtung der Kolleginnen und Kollegen zu vermindern. Zudem ist dies ein taugliches Instrument um Arbeitslosigkeit in anderen Ländern vorzubeugen. Die komba ist Interessenvertretung für Kolleginnen und Kollegen auch aus anderen EU-Staaten die in diesen Bereichen arbeiten. „Gewerkschaften sind für alle Beschäftigten da, unabhängig von ihrer Herkunft“, betont Hemsing.

Hemsing spricht sich angesichts des Fachkräftemangels, vor allem in Pflegeberufen, für mehr Pragmatismus bei der wechselseitigen Anerkennung von in EU-Staaten erworbenen Qualifikationen aus. „Für die Warenverkehrsfreiheit haben wir im europäischen Binnen-markt gemeinsame Standards und Normen. Wenn es um Menschen geht, tun wir uns nach wie vor schwer.“ Durch den europäischen Qualifikationsrahmen gebe es bei der Anerkennung von Berufsqualifikationen bedeutende Fortschritte. Diese reichten aber noch nicht aus. „Im Konkreten scheitert es dann doch noch an unterschiedlichen Bewertungsmaßstäben“, beklagt Hemsing.

Der komba-Chef fordert von der Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene vor allem in Mangelberufen für mehr Flexibilität bei der wechselseitigen beruflichen Anerkennung aus-zusprechen. „Wir brauchen dringend mehr Pflegekräfte in Deutschland. Selbstverständlich müssen die Standards hoch sein, um das Patientenwohl zu schützen. Eine zum Beispiel in den Niederlanden voll ausgebildete, gar akademisierte Pflegekraft muss in Deutschland nicht nur arbeiten können, sondern auch entsprechend vergütet werden.“ Hemsing spricht sich mit Blick auf Grenzregionen wie etwa die deutsch-niederländische Grenze für gemein-same Ausbildungsnetzwerke aus. „So kann in den Grenzräumen ein gemeinsamer Arbeitsmarkt entstehen mit Vorbildcharakter für die Freizügigkeit in der gesamten EU.“

Nach oben