12.05.2012

komba gewerkschaft: Demografischer Wandel bietet Chancen für innovative, nachhaltige Strukturentwicklung in Kommunen

Optimistische Stimmung auf dem Symposium der komba gewerkschaft, gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung und dem Deutschen Städte– und Gemeindebund, „Demografie – Sackgasse oder Beschleunigungsspur? Kommunale Herausforderungen der Zukunft“ am 9. Mai 2012, im dbb forum Berlin. Kommunen können nachhaltig vom Wandel profitieren. Bundesminister a.D. Franz Müntefering und Ministerialdirektor Dr. Jörg Bentmann bestätigten Notwendigkeit der Zusammenarbeit aller Akteure und Gesprächen auf gleicher Augenhöhe. komba gewerkschaft setzt vor allem auf strukturierte Bedarfsanalyse und Personalentwicklung.

Berlin, 11. Mai 2012. Beim zweiten Symposium der komba gewerkschaft mit der Bertelsmann Stiftung, diesmal zum Thema demografischer Wandel, war der Grundtenor bei den mehr als 160 Führungskräften und Vertretern aus dem öffentlichen Dienst sowie den Referenten aus Politik und Verbänden trotz Ernsthaftigkeit der Lage vieler Kommunen in Deutschland optimistisch. „Die Herausforderungen, denen sich die Städte und Gemeinden und darin besonders der öffentliche Dienst in den kommenden Jahrzehnten stellen müssen, beherbergen gleichzeitig viele Chancen, um ausgediente Strukturen aufzubrechen und innovative, zeitgemäße Wege zu gehen,“ so Ulrich Silberbach, Bundesvorsitzender der komba gewerkschaft. „Die Zusammenarbeit von Arbeitgebern, Politik und Gewerkschaften ist dabei dringend notwendig, genauso wie die Einbindung von Bund, Ländern und Bürger in die Entwicklung von Maßnahmen, die die Attraktivität der Städte und Gemeinden als Lebens- und Arbeitsraum aufrecht erhalten und erhöhen. Demografie ist keineswegs das alleinige Problem der Kommunen und darin des öffentlichen Dienstes, sondern die Realität, die alle und alles in Deutschland schon seit langem beeinflusst. Insofern schaffen wir es nur, wenn alle an einem Strang ziehen und beispielsweise Verantwortungen, Strukturentwicklung und Zuständigkeiten vernünftig umverteilen.

Personal ist wichtiges Potenzial
Am Vormittag referierten der ehemalige Bundesminister Franz Müntefering (MdB) und Dr. Kirsten Witte, Programmdirektorin der Bertelsmann Stiftung, und leiteten damit in die Arbeitskreise über. In denen wurden die Handlungsfelder Personal, Bildung und Finanzen in kleiner Runde diskutiert. Schnell wurde deutlich, dass die Bereiche, in denen der demografische Wandel auf kommunaler Ebene Auswirkungen hat, sehr vielfältig sind und alle Strukturen des öffentlichen Dienstes beeinflussen. Ebenso kristallisierten sich Schwerpunkte heraus – Stellschrauben, an denen dringend zu drehen sei. „Die Kommunen müssen grundlegend umdenken, besonders im Bereich der Personalpolitik und -entwicklung und dafür nach intensiver Bedarfsanalyse auch geeignete Maßnahmenpakete schnüren. Dabei darf das Personal nicht immer nur als Kostenstelle gesehen werden, sondern vielmehr als wichtiges Potenzial für die Zukunft – die Erfahrung der älteren Beschäftigten müssen bewahrt und gefördert werden, genauso, wie qualifizierter Nachwuchs zu gewinnen ist. Verstärkter Gesundheitsschutz und gezielte Gesundheitsprävention sind Positionen, die ebenfalls zu beachten sind. Ein angenehmes Arbeitsumfeld ist eine sehr entscheidende Komponente bei der Arbeitsplatzwahl – neben einem angemessenen Lohn,“ so Silberbach. Ein weiterer Schwerpunkt neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie allgemein die Erhöhung der Erwerbsquote bei Frauen war das Thema bürgerschaftliches Engagement und die Einbeziehung der Bürger in die Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse vor Ort. „ Auch die komba gewerkschaft sieht im Ehrenamt Möglichkeiten, jedoch nicht das Allheilmittel. Aufgefordert sind nach wie vor Politik und Dienstherren, den Bedarf mit Beschäftigten und wenn es sein muss, eben mit Mehreinstellungen zu meistern,“ so Silberbach.

Zusammenarbeit Kommunen untereinander sinnvoll
Den Nachmittag eröffnete der Ministerialdirektor Dr. Jörg Bentmann, Abteilungsleiter G Grundsatzfragen, EU- und internationale Angelegenheiten, mit einem Impulsreferat. Dr Bentmann betonte dabei ebenso wie sein politischer Vorredner Müntefering die Notwendigkeit, dass Bund, Länder und Kommunen an einen Tisch zu holen seien. Auch er sah es als Aufgabe der Politik an, für die Kommunen Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sie effektiv und zielorientiert agieren und ihre Ideen vor Ort umsetzen können – auch finanziell. Dies bestätigte ebenfalls Dr. Gerd Landsberg, geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, der den Arbeitskreis „Demografie und Finanzen“ leitete. Dr. Landsberg betonte bei seinem Input zum Arbeitskreis unter anderem, dass für die finanziellen Unterstützungen der Kommunen eine Steueroptimierung dringend notwendig sei.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, an der neben Dr. Bentmann auch Uwe Sauerland, stellvertretender Landesvorsitzender der komba gewerkschaft nrw, Dr. Andreas Hollstein, Bürgermeister der Stadt Altena, Dr. Uli Paetzel, Bürgermeister der Stadt Herten, und Carsten Große Starmann von der Bertelsmann Stiftung teilnahmen, kristallisierte es sich heraus, dass auch die Zusammenarbeit von Kommunen untereinander ein sinnvolles und bereits vielerorts umgesetztes Instrument sei, um die Auswirkungen des demografischen Wandels aufzufangen.
Silberbach: „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der demografische Wandel uns alle beschäftigen wird und wir von daher alle gemeinsam an einem Strang ziehen müssen. Dabei sind nun mal die Kommunen und kommunalen Verwaltungen besonders gefordert, bereit zu sein, sich aktiv und nachhaltig weiter zu entwickeln. Und es ist es notwendig, dass wir jetzt handeln. Es ist schon erschreckend genug, dass bislang trotz vieler Studien und Belege, besonders im öffentlichen Dienst immer noch Konzepte fehlen, mit angemessenen Vorschlägen für die Zukunft.“

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