21.12.2011

BFB Gesundheit – Info 5/2011

Gerd Altmann / pixelio.de

EU-Kommission will Zugangsvoraussetzungen für Pflegeberufe auf zwölf Schuljahre anheben

Die komba gewerkschaft begrüßt den Plan der EU-Kommission, die Zulassungsvoraussetzungen für Pflegeberufe auf zwölf Schuljahre anzuheben. In vielen EU-Mitgliedsstaaten sind diese zwölf Jahre bereits gesetzlich verankert - nur in Deutschland und Luxemburg sind bisher zehn Schuljahre vorgeschrieben. Im gestern vorgestellten Reformentwurf machte die EU-Kommission deutlich, dass eine Harmonisierung bzw. Aktualisierung der Ausbildungsstandards dringend notwendig ist. Zum einen, um den ungehinderten beruflichen Wechsel ins europäische Ausland zu ermöglichen. Zum anderen muss aber auch der Weiterentwicklung der Pflegeberufe und den neuen beruflichen Anforderungen in diesen Bereichen Rechnung getragen werden:

„Die Berufszweige Krankenpflege und Hebammen haben sich in den letzten drei Jahrzehnten deutlich weiterentwickelt: Durch die gemeinschaftsorientierte Gesundheitsversorgung, den Einsatz komplexerer Therapien und der sich ständig weiterentwickelnden Technologie wird die Übernahme von mehr Verantwortung bei Krankenpflegekräften und Hebammen vorausgesetzt. Damit sie auf diese komplexen Aufgaben der Gesundheitsversorgung vorbereitet sind, müssen die Schüler über eine solide allgemeine Schulbildung verfügen, bevor sie mit der Ausbildung beginnen. Daher sollte die Zulassungsvoraussetzung für die Ausbildung auf eine allgemeine Schulausbildung von zwölf Jahren oder eine bestandene Prüfung von gleichwertigem Niveau erhöht werden.“ (Auszug aus dem Reformvorschlag)  
   
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler und der CDU-Europaabgeordnete Andreas Schwab erteilten dem Vorschlag eine klare Absage mit dem Hinweis, dass hierdurch der Fachkräftemangel in diesen Berufen nur noch verstärkt werden würde. Dies kam nicht unerwartet, hatte die Bundesregierung doch erst in 2009 mit diesem Argument eine Absenkung der Zugangsvoraussetzungen beschlossen. Die komba gewerkschaft hatte schon damals im Rahmen einer umfangreichen Stellungsnahme verdeutlicht, dass der Nachwuchs- und Fachkräftemangel seinen Ursprung jedoch nicht in den Zugangsvoraussetzungen, sondern in den allgemeinen Arbeits- und Rahmenbedingungen in den Pflegeberufen hat. Diese gilt es dringend zu verändern, um die Berufe in der Krankenpflege langfristig wieder attraktiv zu machen. Die „Kurzschlussreaktion“ der Bundesregierung stellte im europäischen Vergleich einen deutlichen Rückschritt dar und wertet die nichtärztlichen Gesundheitsberufe ab. Die am 22.9.2009 eingereichte Petition, die Absenkung der Zugangsvoraussetzungen zu überprüfen, wurde am 23.11.2011 vom Bundestag abgelehnt.

Die komba gewerkschaft fordert nun alle politisch Verantwortlichen auf, dieses deutliche Zeichen aus Brüssel ernst zu nehmen und endlich entsprechend zu handeln. „Die EU-Kommission setzt das richtige Signal! Es ist längst überfällig, dass Deutschland aufschließt und den Fortschritt in den Pflegeberufen anerkennt. Wir sind europäisches Schlusslicht, dass muss sich dringend ändern!“, so Uli Silberbach, Bundesvorsitzender der komba gewerkschaft.   

 

Köln, den 20.Dezember 2011
V.i.S.d.P.: Yvonne Zimmermann, komba gewerkschaft nrw, Norbertstr. 3, 50670 Köln

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